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• Wie kommt es, dass Du diese Sprache fließend sprichst? Hängt dies mit Deiner Herkunft zusammen oder hat einst ein/e Lehrer/in die Leidenschaft dafür in Dir geweckt?

  Ich bin in München in einer italienischen Familie aufgewachsen. Meine Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass ich Italienisch gut lerne und mich auf die Europäische Schule in der italienischen Abteilung geschickt. Somit konnte ich beide Sprachen perfekt aufnehmen und beherrschen (auch wenn ich bestimmt vieeel mehr Italienisch als Deutsch in meinem Leben geredet habe!).

• Nenne uns eine Persönlichkeit, egal ob lebend, historisch oder fiktiv, die für Dich diese Kultur am besten repräsentiert!

  Es gibt eine sehr tolle Gruppe von italienischen Schauspielern, die auf YouTube lustige Videos zu "italienischen Situationen" machen (Casa Surace). Davon gibt es eine Persönlichkeit, die ich hier nennen mag: Nonna Rosetta, die Oma der Familie. Trotz der Ironie der Videos finde ich, dass Nonna Rosetta ganz viele Werte und Züge unserer Kultur zum Ausdruck bringt: die Wichtigkeit von gutem Essen(!), das Zusammensein, sich um einander sorgen und kümmern, das dramatische Übertreiben von Dingen und Gefühlen, das langsame und genussvolle Leben.

• Gibt es in der Sprache, die Du unterrichtest, ein Wort, einen Ausdruck, eine Tradition oder eine typische Verhaltensweise, die Dich ganz besonders beeindruckt oder amüsiert?

  Ich muss da sofort an alle Handgesten denken, die unter Italienern wie eine super intuitive und klare Sprache funktionieren, bis sie sich mit einem Ausländer unterhalten und merken, dass er keine Ahnung hat, was sie jetzt damit meinen. Wir haben ganz klare Gesten für: "Lass uns gehen", "Das interessiert mich nicht", "Du machst mich wahnsinnig", "Du übertreibst", "Das kannst du vergessen", "Was willst du? / Was machst du? / Was hast du gesagt?" und noch 100 weitere. Im Unterricht zeige ich sie euch alle gerne.

• Warum ist es Deiner Meinung nach so wichtig, diese Sprache zu beherrschen (sei es in Bezug auf Schule / Studium, Beruf oder aus persönlichen Gründen)?

  Es ist nicht wichtig, diese Sprache zu beherrschen. Italienisch sprechen knapp über 60 Millionen Menschen auf der Welt und somit gibt es weitaus praktischere und "wichtigere" Sprachen zum Lernen. Man lernt Italienisch, weil man normalerweise irgendwann nach Italien reist und sich (auch wenn nur ein kleines bisschen) in dieses komische Land verliebt. Und die Belohnung ist groß: Italiener sind immer und ich meine immer davon begeistert, wenn sie mit jemandem reden, der beschlossen hat, Italienisch zu lernen. Vielleicht eben weil es an sich keinen notwendigen Grund gibt, diese Sprache zu lernen, freut es uns. Und Italienisch sprechen öffnet die Türen der ganzen Zuneigung und Liebe und Aufdringlichkeit, mit der italienische Freunde und Verwandte einen behandeln. Kann ich nur weiterempfehlen.

• Worin liegt die besondere Schwierigkeit, wenn es darum geht, diese Sprache zu lernen bzw. warum lohnt es sich ganz besonders?

  Anders als Deutsch hat Italienisch sehr viele Zeitformen und arbeitet oft mit kleinen Wörtchen (Pronomen), was den deutschen Kopf ein bisschen verwirren kann. Und Endungen sind ganz wichtig! Aber sobald man die Sprache auch nur ein bisschen beherrscht, merkt man, dass es kaum eine schönere zum Sprechen gibt. (Und zum Fluchen auch!)

• Gibt es im Zusammenhang mit dieser Sprache eine Anekdote aus Deinem Berufsleben oder Deiner Schulzeit, von der Du uns erzählen möchtest?

  Es ist keine Anekdote, sondern eher der Lernprozess von einigen Schülern, die ich unterrichtet habe. Ich durfte mehrmals dabei zusehen, wie ein kompletter Anfänger, der gerade noch "cappuccino", "buonasera" und "grazie" weiß, innerhalb von einem Jahr in der Lage ist, sich mit mir normal über Gott und die Welt zu unterhalten. Es bereitet eine riesige Freude, zu sehen, wie sich die Schüler irgendwann wohlfühlen, auf Italienisch zu sprechen und scherzen.

• Hilf uns, Dich ein wenig besser kennenzulernen, und erzähle uns ein wenig mehr über Deine bisherigen Reisen und/oder Auslandsaufenthalte (in Bezug auf die unterrichtete Sprache oder generell).

  Ich bin, wie gesagt, in München aufgewachsen, da meine Eltern als junge Erwachsene aus Arbeitsgründen nach Deutschland ausgezogen waren. Das heißt, bis vor einem Jahr war Italien für mich, so wie für die meisten Deutsche auch, hauptsächlich ein Urlaubsort. Ich hatte jedes Jahr mindestens ein paar Aufenthalte in Italien bei Verwandten oder unterwegs und habe mich immer sehr wohlgefühlt. So wohl, dass ich letztes Jahr beschlossen habe, zum ersten Mal nach Italien zu ziehen. Jetzt wohne ich in Mailand und bin glücklicher als je.

• Kurz und knapp: Was macht aus Dir einen Superprof?

  Ich finde, dass ich aus ein paar ganz einfachen Gründen der perfekte Lehrer für deutsche Lernende bin: ich bin zweisprachig aufgewachsen und habe nach dem Abitur Übersetzung und Dolmetschen für Italienisch und Deutsch studiert. Das bedeutet, dass ich nicht nur beide Sprachen perfekt beherrsche, sondern ich weiß auch, wie die beiden Sprachen verknüpft sind und wie sie sich unterschieden. Ich kenne beide Arten zu denken und verstehe somit jede Schwierigkeit, auf die man als Deutschsprecher stößt. Hinzu kommt, dass der Lernprozess mit mir schnell ist, da ich für jedes unbekannte Wort und für jeden Ausdruck sofort die passende Übersetzung parat habe. Und ich habe wirkliches Sprachgefühl für beide Sprachen, d. h. wir können einfach lernen, wie man begrüßt, sich ein bisschen unterhält und einen Tisch reserviert - oder wir können bis in die feinsten Feinheiten der Sprache drängen.